Pfarrerin Lisa Schönrock: Immer mit Lebensgeschichten in Kontakt

„Ich interessiere mich für Menschen“, sagt Lisa Schönrock. Genau deswegen hat sie sich für das Theologiestudium entschieden, Seelsorge ist ihr Ding. Die 30-jährige ist neue Pfarrerin im Probedienst in der Evangelischen Kirchengemeinde Broich-Saarn.

Pfarrerin Lisa Schönrock ist ein Kind des Ruhrgebiets, geboren und aufgewachsen in Duisburg, studiert in Bochum, zwischendurch ein ländlicher Abstecher nach Issum während des Vikariats. Um des speziellen Seelsorge-Interesses willen hat sie noch ein Jahr Sondervikariat im Düsseldorfer Florence-Nightingale-Krankenhaus drangehängt. Nun lernt Lisa Schönrock als Pfarrerin im Probedienst, die letzte Station vor einer „eigenen“ Pfarrstelle, Broich-Saarn und seine Gemeindemitglieder kennen. Einige hat sie zu ihren Geburtstagen schon besucht. Und nicht wenige sind überrascht, dass „so eine junge Pfarrerin“ zu ihnen kommt – manche im positiven Sinne, einige aber auch eher skeptisch. „Da muss ich in der Begegnung überzeugen, die Leute schauen dann erst einmal, ob ich mich trotz geringerer Lebenserfahrung als Gesprächspartnerin bewähre“; die neue Pfarrerin im Probedienst nimmt’s gelassen, „schließlich ist kein Pfarrer mit 50 Jahren und Berufserfahrung vom Himmel gefallen.“.

Gut zuhören, das sieht sie als ihre Stärke. „Und in den letzten Jahren, habe ich gelernt, dass auch das Reden dazu gehört.“ In der Kirchengemeinde Broich-Saarn lernt Lisa Schönrock unter anderem die breit aufgestellte Trauerarbeit mit dem Trauercafé und weiteren Angeboten kennen: „Viele Menschen sind mit Tod und Sterben ja eher unvertraut, heute wird ja kaum noch zu Hause gestorben. Eine grundsätzliche Neugier gegenüber dem Thema erlebe ich aber schon“. Und diese Neugier greift Lisa Schönrock dann auf, zum Beispiel auch im Gespräch mit Konfirmandinnen und Konfirmanden.

Mit dem Beginn des Lebens hat sie in der Krankenhausseelsorge genauso Berührungspunkte wie mit dem Lebensende. „Ich werde oft gefragt, ob mir das nicht zu traurig sei“, erzählt Pfarrerin Lisa Schönrock. „Natürlich ist es traurig, wenn jemand stirbt. Aber das Sterben kann auch sehr friedlich geschehen und es ist erfüllend, einen solchen Abschied zu begleiten.“ Im Krankenhaus begegnet sie oft Menschen, die sich der Kerngemeinde weniger zugehörig führen. „Und wir führen mitunter ganz tiefgreifende Gespräche. Da fühle ich mich genau an der richtigen Stelle und die Patienten entdecken neue Berührungspunkte mit dem Glauben.“

Ganz gleich, ob in Krankenhaus oder in der Gemeinde, findet Lisa Schönrock, ist es ein „Privileg, Menschen in der Seelsorge zu begegnen und so existenzielle Fragen mit ihnen zu besprechen.“ Doch nicht immer geht es um die ganz großen Fragen, viele Menschen freuen sich einfach über eine Ansprechperson, weil sie im Alltag einsam sind. Lisa Schönrock hat gerne ein offenes Ohr für die Menschen: „Ich kann dann auch gut Gespräche führen, die für Angehörige vielleicht nicht mehr erquicklich sind, weil sie viele Sätze schon oft gehört haben.“

Den Kontakt zur Kirche hatte die 30-Jährige über die Jugendarbeit in Duisburg gefunden und sich dort intensiv in der Gremienarbeit engagiert. „Ich war damals so ungefähr in allen Ausschüssen, die sich mit Fragen rund um Jugend und Kirche beschäftigten“, auch eine Jugenddelegiertenkonferenz und die Kreissynode gehörten dazu. Fragen der Zukunft hat die Pfarrerin im Probedienst für die kommenden Jahre im Blick: Wie können wir die Arbeit in immer größeren Einheiten gestalten? Wie neue Ehrenamtliche gewinnen? Unsere Gebäude klimaneutral aufstellen? Die Suche nach den Antworten wird sie in den nächsten Jahren begleiten.

Um den Kopf frei zu bekommen von Gemeindearbeit und Kirchenthemen, ist Lisa Schönrock gerne an der frischen Luft unterwegs „ich bin ein Sommermensch und freue mich über die langen Tage“. Die nutzt sie zum Beispiel zum Fahrrad- oder Inliner fahren oder zum Stand-up-Paddeln. Der Weg zur Ruhr ist für die Neu-Saarnerin zum Glück nicht weit.

  • 30.6.2023
  • Annika Lante
  • Red