Die Uraufführung von „Bethlehem“ zeigt die Aktualität der Weihnachtsbotschaft

Mit dem Einkaufswagen auf Herbergssuche: Flucht, Abweisung, Sehnsucht nach Frieden – im Chormusical „Bethlehem“ wird die Aktualität der Weihnachtsbotschaft spürbar.

Über drei Jahre hat Komponist Dieter Falk pandemiebedingt warten müssen, um sein Chormusical „Bethlehem“ erstmals auf die Bühne zu bringen. Am Samstag, 16. Dezember, fanden in Düsseldorf gleich zwei Uraufführungen mit 3000 Sängerinnen und Sängern aus 65 Chören statt. Die Singenden im Alter von neun bis 92 Jahren begleiteten die professionellen Solisten und Musiker und lockten zu beiden Aufführungen insgesamt rund 12.000 Zuschauer in den PSD Bank Dome. In dem Stück verbinden sich bekannte Weihnachtslieder mit geändertem Text aus der Feder von Michael Kunze mit klassischen und Gospel-Elementen und erzählen die Geschichte über die Geburt Jesu neu.

Parallelen zum Umgang mit Geflüchteten heute

Mit einem Einkaufswagen, in den all ihr Hab und Gut passt, suchen die schwangere Maria, verkörpert von Alina Simon, und Josef, gespielt von Benjamin Oeser, in Bethlehem nach einer Unterkunft – und werden überall verjagt und zurückgewiesen. „Menschen in Not, die keiner kennt, ständig bedroht, überall fremd“, singt der Chor. „Menschen in Not, die man verjagt, die keiner will, die keiner fragt. Stehn verlorn vor verschlossenen Türen.“ Die Szene lässt an den Umgang mit Flüchtlingen heute denken. Auch als Maria und Josef später nach Ägypten fliehen, um Jesus vor dem von Herodes befohlenen Kindermord zu retten, werden ihnen Asyl und Arbeit verweigert.

Einkaufswagen symbolisiert die Zugehörigkeit zu Randgruppen

Der Einkaufswagen, der mal als Esel, mal als Krippe fungiert, symbolisiert die Zugehörigkeit zu Randgruppen wie Obdachlosen und Flüchtlingen. Gewalt, Flucht, Vertreibung und die Sehnsucht nach Frieden gehören damals wie heute zur Weihnachtszeit. Poppig arrangiert und mit traditionellem Liedgut gemixt sind die 20 Songs für Chorsängerin Susanne Puslat „eine tolle Chance, Menschen anzusprechen, die sonst nicht in die Kirche kommen“.

Geschichte umgeschrieben: Der Kindermord ist abgesagt

An einigen Stellen wird die biblische Erzählung auf der Bühne umgeschrieben. So wird Herodes (Darsteller: Mischa Mang) in der Version von Falk und Kunze von einer Zauberin vergiftet, „der Kindermord ist abgesagt“. Am Ende steht die Botschaft, dass sich mit jedem neugeborenen Kind die Hoffnung auf eine bessere Welt verbindet und es sich lohnt, auch heute gemeinsam aktiv zu werden, Schwachen zu helfen und dem Hass Liebe entgegenzusetzen.

Bethlehem ist ein heiliger Ort für Juden, Christen und Muslime

Angesichts des Nahost-Krieges ist die Friedensbotschaft von Weihnachten für den rheinischen Präses Dr. Thorsten Latzel „vielleicht aktueller denn je“. „Man kann sie fast nur hören als Wunsch, als Sehnsucht, als Klage, als Gebet vieler Menschen“, sagte der evangelische Theologe bei der Uraufführung. Bethlehem sei ein heiliger Ort für Juden, Christen und Muslime, „an dem sich Weihnachten ereignet“. Es sei der Ort, an dem die Hirten erstmals die Friedensbotschaft hörten: „Fürchtet euch nicht! Friede auf Erden!“

Musical erinnert an die biblische Friedensbotschaft

Zugleich sei die Stadt Bethlehem auch „auch ein Teil von Israel/Palästina, von dem Land, das nach dem menschenverachtenden Terroranschlag der Hamas am 7. Oktober und in dessen Folge immer neue Gewalt erlebt“, sagte der leitende Theologe der Evangelischen Kirche im Rheinland auf dem Premieren-Empfang. „Noch immer sind Geiseln entführt, sterben täglich Menschen, sind Millionen von Menschen im Gazastreifen auf der Flucht und leiden an der Gewalt infolge dieses Terrors.“ Antisemitismus sei in Deutschland und weltweit „in einer Weise spürbar, wie es vorher kaum denkbar gewesen ist“. Es sei wichtig, gerade wegen dieser schrecklichen Nachrichten und ihnen zum Trotz, „dass wir uns heute an diese Verheißung der biblischen Friedensbotschaft mit dem Musical erinnern“.

Den „Spirit“ in die Welt tragen

Der Kabarettist Eckart von Hirschhausen rief dazu auf, sich von der Weihnachtsbotschaft inspirieren zu lassen „diesen Spirit“ in die Welt zu tragen: „Wir brauchen es dringender als je zuvor, wenn wir denken, wo es gerade in Bethlehem die Konflikte gibt“, sagte der Überraschungsgast auf der Bühne. Hirschhausen hob die Bedeutung eines demokratischen und freien Europas hervor. „Wir brauchen jede positive Stimme, die sagt: nie wieder Krieg und nie wieder Faschismus in unseren Ländern.“

Unter den Gästen in Düsseldorf waren NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU), Staatssekretärin Kerstin Griese (SPD), Mitglied des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK), Erzpriester Radu Constantin Miron, und der Landessuperintendent der Lippischen Landeskirche, Dietmar Arends. Veranstalter war die Creative Kirche mit Sitz in Witten. Auch „Bethlehem“ wird wie frühere Chormusicals von Dieter Falk („Die Zehn Gebote“ von 2010 und „Luther“ von 2016)  2024 deutschlandweit auf Tour gehen. Informationen gibt es hier .

  • 18.12.2023
  • epd
  • Red